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Zeitliche Dynamik der Ortsfrequenzselektivität

In Abschnitt 4.2.3 wurde der Zusammenhang zwischen Vorzugs-Ortsfrequenz und mittleren Latenzzeit untersucht. Kanäle mit Präferenz für hohe Ortsfrequenzen (über 3 P/°) hatten längere Latenzzeiten als Kanäle, die niedrige Ortsfrequenzen bevorzugen (Abbildung 4.14). In Abschnitt 4.2.2 wurde gezeigt, dass der Zeitverlauf der Reizantworten von der Ortsfrequenz des Stimulus abhängt: Bei Reizen mit hoher Ortsfrequenz setzt die transiente Antwort später ein als bei Reizen mit niedriger Ortsfrequenz. Bredfeldt und Ringach [Bre02] sowie Mazer und Mitarbeiter [Maz02] haben die Dynamik der Orientierungs- und Ortsfrequenz-Selektivität am wachen Affen untersucht. Sie verwendeten einen Schnelltest, jedoch mit einer noch schnelleren Reizsequenz (50-72 Hz). Auch sie fanden signifikant längere Reiz-Antwort-Latenzzeiten bei Reizen mit hoher Ortsfrequenz, bzw. eine Verschiebung hin zu höheren Ortsfrequenzen im Verlauf der (transienten) Reizantwort. Um diesen Effekt zu verstehen, muss man berücksichtigen, dass die magnozellulären Neuronen des CGL eine geringere Ortsauflösung und kürzere Latenzzeiten haben, als die parvozellulären Neuronen (höhere Ortsauflösung, höhere Latenz). Dass die Neuronengruppen in den oberen Schichten von V1 auf hohe und niedrige Ortsfrequenzen mit unterschiedlichen Latenzzeiten reagieren, deutet darauf hin, dass sie (indirekt) sowohl von den Magno- als auch von den Parvozellen Eingangssignale erhalten. Da die vorliegenden Ergebnisse auf Gruppensignalen (MUA) beruhen, bleibt offen, ob auch einzelne Neuronen von beiden Pfaden einen konvergenten Input bekommen, oder ob innerhalb der Neuronengruppen Neuronen mit Input von nur dem einen oder dem anderen Pfad gemischt sind.
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Frank Michler 2003-04-15